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The Sound of Medford

„Salzburger Halbzeit“ mit Brenden Aaronson

Wenn sein Name nach einem Tor durch die Red Bull Arena hallt, ist es wie Musik in unser aller Ohren: Brenden … Aaronson! Der 21-Jährige, der auf dem Platz trotz seines jungen Alters auch in den wichtigsten Momenten die Nerven behält, ist dabei ein Mix aus Moderne und Klassik – musikalisch, mit seiner Vorliebe für Bruce Springsteen bis hin zu Justin Bieber. Aber ebenso seine grundsätzliche Art entspricht bei Weitem nicht dem Klischee des modernen, jungen Fußballers. Tiktok-Account? Fehlanzeige. Großes Bling-Bling und viele teure Autos? Ebenso.

Ich sehe keinen Grund, mir ein teures Auto zu kaufen, wenn ich vom Verein einen Wagen zur Verfügung gestellt bekomme. Viele Spieler machen das, aber ich verstehe das einfach nicht. Ich spare mein Geld lieber. In meiner Wohnung habe ich kaum Möbel, da bin ich eher genügsam. Auch bei meiner Kleidung gebe ich nicht gerne viel Geld aus. ‚Style‘ war mir nie so wichtig.

 

Ganz klassisch ist auch das Gesprächsthema Nummer eins, wenn in den USA Brendens Wahlheimat erwähnt wird: The Sound of Music. Es überrascht nicht, dass sein Bild von Salzburg schon lange vor seinem Wechsel hierher von der Musical-Verfilmung aus den 1960ern geprägt wurde.

Als ich den Film als Kind zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich gar nicht, wo das spielt. Ich habe dann mal meine Eltern gefragt und war einfach nur beeindruckt, was für ein schönes Land Österreich eigentlich ist. Dadurch, dass Amerika auf der anderen Seite der Welt liegt, weiß man ehrlich gesagt nicht allzu viel über Europa. Aber diese Bilder zu sehen, war einfach nur eindrucksvoll, und ich wollte von da an unbedingt mal hierherkommen.

 

Es ist einfach eine rundum schöne Geschichte – allein von den Aufnahmen, aber auch von der schauspielerischen Darbietung und den Werten, die es vermittelt.

Hohe Erwartungen also für seinen weiten Umzug von der Ostküste Amerikas in die Mozartstadt. Brenden sollte bei seiner Ankunft im Jänner 2021 aber nicht enttäuscht werden. Auch wenn das Wetter damals trist ausfiel und das Leben in der Stadt aufgrund der Coronapandemie stark eingeschränkt war, zeigte sich unser damaliger Neuzugang hellauf begeistert. 

Als ich hierherkam, wurden meine Erwartungen absolut übertroffen! Ich wusste damals nicht wirklich, wie es sein wird, in einem anderen Land zu leben. Klar, es gibt Unterschiede zu meiner Heimat, aber ich habe mich von Anfang an sehr wohlgefühlt und genieße die Zeit hier. 

 

Als mich meine Freundin mal besucht hat, sind wir gemeinsam zum Fuschlsee, und das ist definitiv einer der allerschönsten Orte, die ich kenne. Dort im kristallblauen Wasser zu baden, war einfach nur traumhaft.

 

Grundsätzlich gehe ich auch gerne wandern, aber der große Wander-Liebhaber werde ich wahrscheinlich erst, wenn ich älter bin. Wenn meine Freundin hier ist, will sie immer, dass wir irgendwo auf einen Berg gehen, aber ich bin nach den Trainings meistens einfach zu müde dafür oder möchte mich vor den Spielen entspannen.

 

Österreich und die USA, Salzburg und New Jersey, Anif und Medford. Geht es nach Brenden, sind die Unterschiede zwar da, aber teilweise gar nicht so groß, weshalb er hier auch schnell heimisch wurde.

Ich bin ja in einem Vorort aufgewachsen und schätze dadurch die Ruhe sehr. Die große Stadt ist nichts für mich. Ich mag es, daheim im Garten Fußball zu spielen, zu entspannen, ohne Lärm und Gestank. Meine Familie wohnt in South Jersey nur 30 Minuten vom Meer entfernt, wir waren also oft am Strand. Im Sommer gibt es nichts Besseres, als dort zu sein.

 

Wir haben dann immer viel Fußball gespielt – egal, ob One-Touch oder Beachsoccer. Die Knöchel von meinem Bruder und mir haben allerdings regelmäßig geschmerzt. Wenn man den Ball nicht getroffen hat, prallte man öfters mal Knochen auf Knochen.

 

Das Fußballspielen ist es auch, was die beiden Aaronson-Brüder am meisten vereint, denn Brendens knapp drei Jahre jüngerer Bruder Paxten zeigt ein ähnliches Talent am Ball wie unser Mittelfeld-Virtuose und spielt aktuell – wie sein großer Bruder vor seinem Wechsel an die Salzach – im MLS-Team von Philadelphia Union, nur knapp eine Autostunde vom Elternhaus entfernt. Ob Brenden schon dabei ist, den 18-Jährigen in die Mozartstadt zu locken, will er aber nicht verraten.

Er hat enormes Talent! Wir spielen schon unser ganzes Leben gemeinsam Fußball, und er hat definitiv eine große fußballerische Zukunft vor sich. Ob das hier oder woanders sein wird, er wird auf jeden Fall seinen Weg gehen.

 

Wenn wir daheim sind, scherzen wir viel herum und verbringen die Zeit gemeinsam. Wir spielen dann entweder Eins-gegen-Eins oder machen irgendwelche Torschuss-Duelle.

 

Wir suchen bei allem den Wettkampf, ob beim Fußball, Tischtennis oder FIFA. So waren wir schon immer. Aber nie auf eine ungute Weise, bei der wir uns nicht mehr mögen würden.

Brenden, der sich hier mittlerweile den Begriff „Football“ anstelle von „Soccer“ angewöhnt hat, bekam den Fußball sprichwörtlich in die Wiege bzw. wortwörtlich vor die Füße gelegt. Sein erster Trainer? Sein Vater. Seine einzige Leidenschaft? Nein, auch klassische US-Sportarten, wie Basketball oder Baseball, hat der heute 21-Jährige ausgeübt, doch Fußball stach alles andere aus.

Ich habe mit meinem Vater trainiert, so weit ich mich zurückerinnern kann. Ich weiß gar nicht genau, wie alt ich damals war – vielleicht vier Jahre –, als er mir den ersten Fußball vor die Füße gelegt hat. Ich habe alles ausprobiert, all die anderen amerikanischen Sportarten, aber beim Fußball war es einfach Liebe. Ich denke, das sieht man auch an der Art und Weise, wie ich spiele. Ich will immer unbedingt den Ball haben und damit irgendetwas machen.

 

Dass dies keine leeren Worte sind, merkt man schnell, wenn man Brenden begleitet. Selbst beim Fotoshooting in der Salzburger Innenstadt und im Mirabellgarten gab der sogenannte „Medford-Messi“ nur ungern die Kugel aus der Hand und trickste damit am liebsten umher. Für vorbeikommende Passanten eine ganz persönliche Aufführung des US-Nationalspielers. Sein persönliches Idol kommt allerdings nicht aus seiner Heimat, sondern aus Kroatien.

Gerade vor wenigen Tagen hat Luka Modric im UCL-Viertelfinale diese unglaubliche Flanke geschlagen. So eine schöne Vorlage hab ich seit langer Zeit nicht mehr gesehen, das war einfach nur irre. Er und Steven Gerrard waren schon in meiner Jugend meine großen Vorbilder.

 

In den USA sind sonst vor allem Clint Dempsey, Landon Donovan und aktuell Christian Pulisic die größten Idole. Der Fußball dort wächst, und es gibt bereits einige Helden des Sports, denen man nacheifern kann.

Brendens Lieblingserinnerungen an seine bisherige Zeit hier in Salzburg sind – wie sollte es anders sein – natürlich fußballerischer Natur. Allen voran steht dabei unser Einzug ins UCL-Achtelfinale durch den Sieg gegen Sevilla. Die Frage nach seinem ersten Treffer als Roter Bulle, den er damals per Purzelbaum bejubelte, ist für ihn …

Ganz einfach! Das war gegen Austria Wien. Ich habe den Ball auf der linken Strafraumseite bekommen und nach einem kurzen ‚Tänzchen‘ ins lange Eck gezirkelt – zu meiner eigenen Überraschung war er dann drinnen.

Es sollte beim damaligen Duell mit dem FK Austria Wien ausgerechnet unser Siegtreffer sein. Ein Kunststück, das Brenden liebend gerne auch bei unserem Aufeinandertreffen mit der Wiener Austria am kommenden Sonntag vollführen darf, damit aus unserem Fansektor wieder der „Sound of Medford“ ertönt …