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Schweizer Heldengeschichten in der Mozartstadt

„Salzburger Halbzeit“ mit Noah Okafor

Eine Riesenmenge Talent, Herausforderungen rund um Verletzungen und Wachstumsprobleme sowie unendlich viel Motivation: Noahs Weg zum internationalen Durchbruch zeichnete sich früh ab, einfach war er aber nicht.

„Der Gesegnete“ bedeutet Noahs zweiter Vorname Arinze ins Deutsche übersetzt – und beschreibt gleichzeitig auch seine vergangene Herbstsaison fast auf den Punkt. Wobei dahinter nicht nur Segen und Glück, sondern viel harte Arbeit und Geduld stecken. Genau damit hat er sich seine Erfolge erkämpft und wurde mit Bilderbuch-Momenten belohnt. Über allen steht der Siegtreffer gegen den FC Sevilla, mit welchem er uns beim Comeback nach seiner Verletzung in Richtung UCL-Achtelfinale beförderte:

Im Fußball, gerade in solchen Momenten, geht es immer so schnell, da weiß man rückblickend gar nicht mehr so genau, was man gedacht hat. Ich weiß aber, dass die Freude unglaublich war, als ich realisiert habe, dass der Ball im Netz zappelt. Wir haben Geschichte geschrieben und sind darauf nach wie vor sehr stolz!

Nicht nur Salzburg, auch sein Heimatland versetzte der 21-Jährige im Herbst 2021 in Ekstase. Dank seiner starken Auftritte bei uns beorderte Trainer Murat Yakin den Offensivflitzer zurück in die Schweizer Nati und sollte es nicht bereuen. Direkt bei seinem Comeback glänzte Noah beim 1:1-Remis gegen Europameister Italien mit einer Traumvorlage. Gegen Bulgarien erlöste er die Eidgenossen per Kopf mit dem wichtigen Führungstreffer und legte so den Grundstein zum WM-Ticket:

Sie hatten mich immer auf dem Schirm und haben noch ein bisschen gewartet, bis mir der Durchbruch gelingt. Es war nur eine Frage der Zeit, wenn ich fit bin und die Leistung auf den Platz bringe, bis die Einberufung wieder kommt. Die Verantwortlichen in der Schweiz waren immer überzeugt von mir, und der Austausch war auch regelmäßig da. Schlussendlich habe ich mir das mit harter Arbeit und meinen Leistungen in den letzten Monaten verdient.

Es könnte der Anschein entstehen, als wäre bei all der Euphorie rund um den Aufstieg in der UEFA Champions League und die geglückte WM-Qualifikation die Winterpause zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Für Noah war dieser „Cooldown“ aber genau richtig:

Es war eine sehr intensive Herbstsaison. Wir hatten viele Spiele, und es hat uns definitiv gutgetan, ein bisschen runterzufahren – auch mental! Jetzt geht’s an die Vorbereitung und wir wollen so weitermachen wie bisher, wenn nicht sogar noch besser.

 

Genau dieser ständige Drang nach Verbesserung hat den Schweizer erst zu solch starken Leistungen beflügelt, denn nach seinem Wechsel im Jänner 2020 vom FC Basel hierher in die Mozartstadt hatte Noah die ein oder andere Anlaufschwierigkeit. Sein ganzes Leben hatte er bislang in Arisdorf bzw. wenige Kilometer weiter in Basel verbracht, plötzlich stand der Teenager in einem ganz neuen Umfeld: 

Man unterschätzt das oft, wie es ist, wenn man die Familie und Heimat mit 19 Jahren verlässt. Klar, man weiß schon ungefähr, was auf einen zukommt, aber es ist trotzdem viel Neues. Kurz darauf kam ja auch die Pandemie, was es nicht einfacher gemacht hat. Mittlerweile fühle ich mich aber sehr, sehr wohl hier.

Den Wechsel zu uns stellte Noah trotz aller Herausforderungen aber nicht mal ansatzweise infrage. Dass er dabei auch die Rückendeckung von Christoph Freund & Co. bekam, war essenziell für die Entwicklung:

Ich habe nie daran gezweifelt. Ich wusste immer, dass es der richtige Schritt für mich ist. Und auch alle Verantwortlichen hier sind stets hinter mir gestanden, waren aber auch immer ehrlich und haben mir gesagt, in welchen Dingen ich mich verbessern muss. Mir wurde genügend Zeit gegeben, da braucht jeder Spieler unterschiedlich lange. Ich habe hier immer die menschliche Wärme gespürt und konnte dadurch entspannt an mir arbeiten, Vollgas geben, und jetzt ist mein Zeitpunkt gekommen!

Klar ist auch: Alleine kann ein Spieler diese Entwicklung nicht nehmen. Der Durchbruch von Noah geht ziemlich mit dem Amtsantritt unseres Cheftrainers Matthias Jaissle einher. Der nimmt dem Team gegenüber kein Blatt vor den Mund, findet dabei aber genau die richtigen Worte: 

Als junger Spieler braucht man manchmal einen Arschtritt, damit man wach ist und Vollgas gibt. Matthias war von Anfang an immer sehr ehrlich und direkt mit mir. Er pusht mich in jedem Training. Wenn ich nur ein Prozent nachlasse, sagt er mir das, denn er weiß, was ich kann. Genau das finde ich eben sehr gut und fühle mich dadurch sehr sicher.

Und auch wenn er seine Heimat vor knapp zwei Jahren verlassen hat, so ist ihm seine Familie weiterhin eine wichtige Stütze. Dabei hilft der Umstand, dass sein Umfeld aus Basel hier nicht ganz aus der Welt ist:

Mit dem Auto sind es ja nur viereinhalb bis fünf Stunden. Meine Familie kommt immer wieder her, wir sind täglich im Austausch und verbringen im Urlaub Zeit miteinander. Klar, am Anfang vermisst man sie schon besonders, aber ich denke, wenn man große Ziele im Leben hat, muss man auch was dafür geben.

 

Dass Noah große Ziele erreichen kann und wird, war dabei außergewöhnlich früh klar. Als Sohn eines Nigerianers und einer Schweizerin beeindruckte er schon im beschaulichen Vorort Arisdorf mit seinem Können. Als Neunjähriger folgte der Wechsel in die Nachwuchsabteilung des FC Basel, wo er fortan knapp zehn Jahre lang für Begeisterung sorgte:

Seit ich knapp 12 Jahre alt war, haben mir viele Leute, viele Trainer schon gesagt, dass ich mal Profi werde. Mit 14 oder 15 habe ich dann gemerkt, dass sie damit recht haben könnten. Von da an war klar: Ich muss gesund bleiben, Gas geben und mit Freude spielen. So habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und ich könnte mir im Leben nichts Schöneres vorstellen. Seit Tag eins war meine Familie dabei hinter mir. Das war definitiv ein wichtiger Teil für meine Entwicklung, Eltern zu haben, die einen pushen und immer hinter einem stehen.

Ganz so einfach war Noahs Weg dabei aber nicht. Eben im Alter von 14 Jahren, genau als sich der Weg des Profifußballs konkretisierte, plagten das Nachwuchstalent Wachstumsprobleme. In kürzester Zeit wuchs der heute knapp 1,85 Meter große Noah um zirka 13 Zentimeter, was seinem Körper ordentlich zu schaffen machte: 

Gerade im Hüftbeuger- und Kniebereich merkte ich das. Die ersten paar Wochen nach den Schüben war ich einfach nicht so spritzig und hatte Schmerzen. Sechs Monate lang war ich damals sportlich schon wirklich eingeschränkt. Mittlerweile geht’s mir von der Genetik und meinen Muskeln her aber sehr gut.

 

Zurück in der Salzburger Gegenwart findet man meist einen Teamkollegen an Noahs Seite: Karim Adeyemi. Und das liegt nicht nur daran, dass sie meist nebeneinander in der Aufstellung aufscheinen, sondern der Deutsche hat sich im Team auch offenkundig zum besten Freund Noahs entwickelt. Auf und neben dem Platz geben sie ein absolutes Dreamteam ab, sogar den Winterurlaub verbrachten sie gemeinsam:

Wir sind einfach vom Charakter her gleich. Wir haben den gleichen Humor. Am Anfang war ich hier generell noch etwas verschlossen, aber mittlerweile habe ich mich geöffnet und wir verstehen uns schon seit Längerem sehr, sehr gut. Man merkt auch, dass wir auf dem Platz als Duo harmonieren. Er legt Tore für mich auf und ich für ihn.

Und so sehr Noah bei unseren Spielen im Mittelpunkt steht, so sehr sucht er auch abseits des grünen Rasens die Ruhe. Sein Lieblingsort sind dafür seine eigenen vier Wände:

Ich bin oft zu Hause und erhole mich da einfach in Ruhe. Mache auch da gerne mal bisschen Stretching, spiele FIFA, schaue fern oder telefoniere mit meiner Familie.

Gerade im Falle der Fußballsimulation sorgte Noah auch mit seinem virtuellen Talent für internationale Aufmerksamkeit. In der FIFA Weekend League gelang ihm schon mehrfach das Kunststück, ungeschlagen zu bleiben – etwas, worauf viele professionelle eSportler hinarbeiten. Die Bewertung seines virtuellen Spielerpendants sorgte allerdings für Aufregung bei Noah, vor allem der Geschwindigkeitswert fiel aus Sicht des Schweizers viel zu niedrig aus – einen Anruf bei Publisher EA Sports gab es deshalb aber noch keinen:

Fast jedes Kind spielt FIFA, und wenn man da selbst plötzlich virtuell vertreten ist, macht es noch mal mehr Spaß. Ich versuche einfach, meine Leistung auf den Platz zu bringen, und irgendwann werden sie es schon bemerken. Schlussendlich ist es mir aber auch egal. Ich weiß, dass ich schnell bin, und am wichtigsten ist das auf dem Fußballplatz!