Seit heute steht fest: Nach dreieinhalb gemeinsamen Jahren trennen sich die (fußballerischen) Wege von Albert Vallci und uns, der Verteidiger wechselt zum FC St. Gallen in die höchste Schweizer Liga. Es war eine tolle gemeinsame Zeit, auch wenn wir den 27-Jährigen aufgrund hartnäckiger Verletzungen bei Weitem nicht so oft in der Red Bull Arena erleben durften, wie wir es gerne gehabt hätten. Wir haben Bertl zu einem letzten Interview als Roter Bulle gebeten.
Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag hier in Salzburg?
Ich erinnere mich sehr gut daran, es war ein ganz spezieller Tag. Es war im Winter und wir hatten ein Testspiel in Anif. Kurz davor bin ich der Mannschaft vorgestellt worden. Für mich war das etwas sehr Großes, sehr Neues, was ich davor so nicht kannte. Dementsprechend war ich leicht nervös, aber schon auch voller Vorfreude.
Hannes Wolf ist neben mir gesessen, und auch Sladdi war direkt bei mir. Im ersten Trainingslager, in Portugal, war ich mit Hannes Wolf und Cican Stankovic im Zimmer. Ich bin dann auch recht schnell in die Kartenspieler-Gruppe gekommen und war von Anfang an voll drinnen. Es ist mir sehr leicht gemacht worden, Teil der Mannschaft zu werden, und ich hab mich schnell sehr wohlgefühlt.
Albert Vallci
Wie blickst du auf deine Zeit hier zurück? Hast du trotz deiner Verletzungen eine positive Zeit gehabt?
Ich glaube, es ist eine Mischung aus sehr vielen positiven und durch die Verletzungen auch leider negativen Erfahrungen, so ist das Leben. Ich hab in Salzburg mit Abstand meine schwersten Verletzungen gehabt. Andererseits hab ich hier sportlich meine absoluten Höhepunkte erlebt. Von meinem ersten Champions League-Einsatz über die Europa League K.-o.-Runden, Cup- und Meistertitel bis hin zur Einberufung ins Nationalteam.
Da ich ein Mensch bin, der auch aus negativen Erfahrungen Positives zieht und was draus lernt, sind es für mich hauptsächlich positive Erfahrungen. Man muss mit solchen Dingen umgehen können.
Albert Vallci
War war dein Lieblingsmoment am Platz?
Puh, natürlich mein erstes Tor für den FC Red Bull Salzburg. Danach kam auch die total unerwartete Einberufung ins A-Nationalteam.
Nach langen 15 Monaten Verletzungspause hatte ich nun mein Comeback beim Testspiel gegen Liverpool, das war auch ein ganz besonderer Moment, gegen so einen Gegner, auf so einem Niveau. Ich hab nicht mehr damit gerechnet, hier noch mal vor vollem Haus spielen zu dürfen.
Albert Vallci
Und deine Lieblingsmomente abseits des Platzes?
Da gibt es kein spezielles Ereignis. Es ist die Summe an Momenten. Generell die Anfangszeit bis hin zu den ganzen Mitspielern, mit denen sehr enge Freundschaften entstanden sind. Wir hatten ein sehr cooles Teamgefüge. Es hat sehr viel Spaß gemacht – auf und neben dem Platz.
Auch so Dinge wie mein erster Hund, die erste gemeinsame Wohnung mit meiner Freundin – das ist alles in dieser Zeit hier passiert und macht sie damit insgesamt so speziell.
Ich bin den Leuten, die mich während meiner Reha-Phase hier so lange begleitet und unterstützt haben, so dankbar. Sie haben mich fit gemacht, dass ich nun wieder so am Platz stehen kann. Das hätte auch anders laufen können.
Albert Vallci
War dein Einsatz im Testspielkracher gegen Liverpool innerlich schon eine Art Abschied?
Ehrlich gesagt: ja. Die Gespräche für den Transfer gab es schon davor, und es war klar, dass ich nach dieser langen Verletzungsphase einen Schritt zurück brauche. Ich brauche Spielzeit, und das ist das Business. Fußball ist sehr schnelllebig. Also ja, ich habe die Halbzeit gegen Liverpool ganz besonders genossen. Es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, das Trikot anzuziehen, und ich hab immer mein Bestes gegeben. Liverpool war wie mein persönliches Abschiedsspiel!
Albert Vallci
Wird man dich ab und zu in der Red Bull Arena oder in Taxham antreffen?
Davon gehe ich aus. Ich habe meine Wohnung hier in Salzburg. Ich werde sicherlich das eine oder andere Mal vor Ort sein. Ich bin weiterhin in Kontakt mit vielen Spielern und bleibe dem Verein als Fan erhalten. Ich werde sicher öfter mal da sein – wenn ich eine Karte krieg (lacht).
Albert Vallci
Wen oder was wirst du am meisten vermissen?
Das Gefühl werden viele nicht verstehen, aber in der Früh nach Taxham zu fahren, hochzugehen, das Team zu sehen, alle Mitarbeiter zu sehen – einfach diese Atmosphäre. Es ist ein spezielles Gefühl, in der Kabine und im gesamten Umfeld, das werde ich definitiv vermissen. Aber ich bin der Region, der Stadt und dem Verein ewig verbunden, weil es einfach eine ganz besondere Zeit war. Von dem her sehe ich das nicht als totalen Abschied.
Albert Vallci
Worauf freust du dich jetzt am meisten?
Wieder am Platz zu stehen und mich rein auf Fußball konzentrieren zu können. Ich bin froh, dass ich einfach gesund bin und das machen kann, was mir am meisten Spaß macht: Im Stadion am Platz zu stehen, vor Leuten zu spielen. Der FC St. Gallen ist sehr ambitioniert, und ich will dort auch Erfolge feiern können.
Albert Vallci
Deine vorerst letzten Worte an alle Roten Bullen samt Fans?
Ich gehe als Spieler und bleibe als Fan.
Albert Vallci